Mindanao – Exit

Anfang März 2016 schlossen wir das Büro in Malaybalay City und führten es mit dem bereits bestehenden Office in Bacolod auf der Insel Negros zusammen. Die drei Teammitglieder Alex, Anna und Susi beendeten ihren sechsmonatigen Philippinenaufenthalt mit dem Rückflug nach Deutschland am 09.03.2016, während Chris für weitere sechs Monate von Negros aus arbeitete.

IPON ist seit einer geraumen Zeit im Weltwärts-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) akkreditiert und kann es damit einigen Freiwilligen ermöglichen im Rahmen eines Weltwärts-Stipendium auszureisen. Im Mai 2015 veröffentlichte das deutsche Auswärtige Amt jedoch eine akute Reisewarnung für fast ganz Mindanao. Dies bedeutete auch eine Sperre für Stipendiaten des Weltwärts-Programms für diese Region, da das BMZ nicht für die Sicherheit seiner Stipendiaten garantieren konnte. Stipendiaten des Weltwärts-Programms dürfen seit dem nur noch nach Davao reisen.

Die Entscheidung des BMZ wurde zudem von der Organisation Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit getragen, welche in ihrer aktuellen Risk-Map für viele Regionen in Mindanao ihre Risikoeinschätzung erhöht haben. Auf einer Karte werden in dieser Map Regionen in einem Farbcode markiert. Sehr gefährliche Region werden in rot, gefährliche Regionen in orange, Regionen mit moderater Gefahr in gelbe und Regionen mit geringer Gefährdung in grüner Farbe gehalten.

In dieser aktuellen Ausgabe der Risk-Map ist auch die Provinz Bukidnon von Low (Sicher, grüne Farbe) auf Moderate (gelbe Farbe) angehoben worden. Das Mindanao Büro von IPON befand sich in Bukidnon, genauer in Malaybalay City. Nach internen IPON Sicherheitsregeln sind ausschließlich Bereiche die grün gefärbt sind als sicherer Wohn – und Arbeitsort geeignet.

Diese zwei Veränderungen, die Weltwärtssperre und die farbliche Veränderung der Provinz Bukidnon von grün in Gelb, haben zu IPON-internen Veränderungen geführt, sodass im November 2015 gemeinsam entschieden wurde das IPON-Büro in Malaybalay City zu schließen.

Das Auswärtige Amt beschreibt die Gefahren wie folgt: Es agieren islamistische Extremisten, wie z.B.: Abu Sayaf und kommunistische Rebellen wie z.B.: NPA in Mindanao, diese sind laut Auswärtigem Amt unteranderem für Anschläge und Entführungen in Mindanao  verantwortlich.

https://www.auswaertiges-amt.de/sid_144031AE899119E368CAC3F24E673304/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/PhilippinenSicherheit.html?nn=362664#doc362604bodyText2

Zum Verständnis werde ich hier kurz die wichtigsten agierenden Gruppen in Mindanao beschrieben:

NPA:

Die New People’s Army  ist eine revolutionäre kommunistische Gruppierung in den Philippinen die einen gewaltsamen Regimewechsel anstrebt. Sie ist seit Dezember 1969 aktiv.

Die NPA ist der militärische Flügel der Kommunistischen Partei der Philippinen oder PKP (Partido Komunista ng Pilipinas). Die Organisation hat schätzungsweise 10.000 Mitglieder, operiert hauptsächlich in ländlichen Gebieten, wo sie Angriffe auf das Militär und Polizei und Großkonzerne verübt.

MNLF:

Die Moro National Liberation Front ist seit 1972 in den Philippinen aktiv und beschreibt sich selbst als sezessionistische politische Organisation. Sie forderten eine politisch unabhängige muslimische Region in Mindanao. In der Geschichte Mindanaos kam es zu zwei Friedensabkommen zwischen der MNLF und der Philippinischen Regierung (1976 und 1996). Daraus resultierte 1989 die Gründung der ARMM (Autonomous Region in Muslim Mindanao), dies beinhaltet 13 Provinzen, die als autonome Region für Muslime im Süden Mindanaos unter der Souveränität der philippinischen Regierung agiert. Dies führte zwischen den Anhängern der MNLF jedoch zu Ungleichheiten und so spaltete sich MILF ab, die nicht nur einen unabhängigen freien Moro-Staat forderte, sondern auch eine stärkere Orientierung am Islam.

MILF:

Die Moro Islamic Liberation Front war bis 2010 eine militante Rebellengruppe, welche sich für die Rechte der Muslime auf Mindanao einsetzte. Seitdem kam es zu einem Kurswechsel der MILF, der zum Verzicht auf volle Unabhängigkeit eines Moros-Staates durch Gewalt, aber dafür Autonomie in Teilregionen in Minadanao durch Verhandlungen bemerkbar wurde. Damit verdrängte sie die MNLF als Verhandlungspartner in der Philippinischen Regierung. So kam es 2014 zu einem Friedensabkommen und so soll bis 2016 die autonome Region Bangsamoro auf Mindanao enstehen.

Ein hilfreicher Artikel zum Thema : http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Philippinen-Muslimische-Rebellen-fordern-Autonomie/14027

Abu Sayyaf:

Die Abu Sayyaf ist eine terroristische, islamistisch fundamentalistische Vereinigung, die hauptsächlich in Sulu aktiv und dafür bekannt ist, multiple Vernetzungen mit lokaler Politik und dem Militär zu haben. Sie spaltete sich 1993 ideologisch von der aus ihrer Perspektive zu liberalen MILF (Moro Islamic Liberation Front) ab, und wird als eine radikale islamistische Bewegung gesehen, die einen autonomen islamischen Staat fordert und eine Abspaltung der Moro National Liberation Front (MNLF) darstellt. Ihre Tätigkeiten konzentrieren sich seit Anfang der 90er-Jahre auf Entführungen, Lösegelderpressungen und Terroranschläge.

AFP:

Die Armed Forces of the Philippines  setzt sich aus der Philippinischen Armee, der Philippinischen Marine, der Philippinischen Luftwaffe und der Philippinischen Marine Korps zusammen. Stand 2014 hat die AFP schätzungsweise 90.000 Mitglieder, von denen 30.000 in der Armee und der Rest auf die Navy, die Marine Korps und die Air Force verteilt sind.

Die AFP agiert im Dienst der nationalen Sicherheit (National Defense) der Philippinen.

PNP:

Die Philippine National Police ist auf nationaler als auch auf lokaler Ebene die Polizei der Philippinen. Sie sorgt dafür, dass alle verabschiedeten Gesetze landesweit ausgeführt und durchgesetzt werden.

Um sich einmal die Karte Mindanao zu verbildlichen:

Mindanao ist die Zweitgrößte Insel in den Philippinen und mit einer Fläche von ca. 37.657 mi² leben dort ca. 21,58 Millionen Menschen.  Somit würde Mindanao ca. 3.662-mal in Deutschland hinein passen. Also wäre Mindanao damit ein ziemlich großes Bundesland.

Und sicherlich gibt es Gebiete in Mindanao, die sowohl für Ausländer_innen als auch für Philippin@s weniger sicher sind. Das Auswärtige Amt spricht eine Reisewarnung im westlichen Teil Mindanaos aus. Dazu gehören unteranderem die Sulu – Gebiete, Zamboanga und Cotabato.

Darüber spricht das Auswärtige Amt Gefahren für die Urlaubs Inseln Siargao (eine Insel im Norden Mindanaos), Süd Palwan und Boracay aus (die letzten beiden befinden sich nicht in Mindanao).

IPON ist in diesen Gebieten bisher nicht tätig geworden und aktuell kreuzt sich kein Fahrweg durch eines dieser Gebiete zu unseren Partnern.

Aktuell arbeitet IPON in folgenden Regionen: Cagayan de Oro (Zentral, – nördlich), Bukidnon (zentral,- mittig) und Davao (zentral,- südlich).

Wie bereits geschrieben, ist Mindanao eine sehr große Insel, jedoch sollte man sich die Heterogenität dieser Insel immer wieder vor Augen führen. Es hilft, die bestehenden Gefahren in den einzelnen Regionen ernst zu nehmen, immer aktuell zu bleiben und dabei aber Mindanao als Ganzes nicht zu diffamieren.

Sicherheit: Ein sehr sensibles und individuelles Thema. Dies habe ich immer wieder in meinem Jahr in den Philippinen gemerkt. Wir haben unzählige Diskussionen geführt, sowohl in unserem Team als auch mit unseren philippinischen Freunden und Arbeitspartnern. Wann ist etwas wirklich sicher? Wer kann garantieren, dass es sicher ist? Was bedeutet für jeden einzelnen Menschen Sicherheit?

Wie Sie merken, liebe Leser und Leserinnen, befindet sich das Thema Sicherheit immer wieder in einem Spannungsverhältnis und muss von daher von verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet und erläutert werden. Denn wie bei vielen anderen Themen hilft hier kein eindimensionales Denken.

IPON ist sich dessen bewusst und deswegen finden immer wieder aktuelle Diskussionen statt, es wird versucht eine interne aktuelle Sicherheitsanalyse Up – to Date zu halten. Dazu werden Partner und Partnerinnen immer wieder für Follow Ups zum Thema Sicherheit angeschrieben.

Wie geht es nun mit der Arbeit von IPON in Mindanao weiter?

Fakt ist, dass alle Weltwärtsler_innen von IPON nur nach Davao reisen dürfen und nicht mehr nach Bukidnon, wo wir den Fall PADATA haben. Das aktuelle Team in Negros besteht aus 2 Weltwärtsler_innen: Sebastian und Jessica und zwei nicht Weltwärtsler_innen: Chris und Lisa.

IPON hat seine Fälle in Mindanao nicht aufgegeben. Gemeinsam mit unseren Partnern wurde eine Zukunftsstrategie entwickelt, die so aussieht, dass die beiden nicht Weltwärtsler_innen alle 2 Monate nach Mindanao reisen, um sich mit unseren Partner zu treffen. Weiterer Bestandteil der Arbeit ist es, Netzwerkarbeit zu leisten und sich der Sicherheitsfrage in Mindanao zu stellen. Denn viele bei IPON sind sich darüber einig, dass gerade Menschenrechtsarbeit in Krisengebieten wie Mindanao bestehen bleiben sollte.

Ab September 2016 wird IPON mit sieben IPON-Observer und –Observerinnen  in Bacolod direkt vertreten sein. Da das damalige Büro/Wohnung in Bacolod nicht für so viele ausgelegt waren, mussten wir auch innerhalb Bacolods umziehen. Ursprünglich wollten wir ein Haus finden, in dem alle sieben unterkommen konnten, da wir bis Juli aber nichts in unserer Preisklasse finden konnten, sind wir im August in zwei neue Häuser umgezogen, die nah beieinander liegen.

Es wird sich jetzt zeigen was die Zukunft bringen wird. Ob IPON noch einmal mit einem Office nach Mindanao zurück kann, ob sich die Sicherheitslage verändert, oder ob IPON bei der Strategie bleibt, temporär Mindanao Fahrten zu machen.

Wer sich weiter zu dem spannenden Thema rund um Mindanao einlesen möchte hier ein paar Interessante Links:

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